„Unser größtes Potential sind die Menschen“

Frank Kliem, Vizepräsident des LFV, im Interview zu den Erfahrungen und Herausforderungen im Präsidium des Landesfeuerwehrverbandes

Dein erstes Jahr im Präsidium des Landesfeuerwehrverbandes ist um. Wie war der erste Eindruck?

Die Zeit ist unheimlich schnell vergangen. Die Mitglieder des Präsidiums und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, inkl. der Jugendfeuerwehr, haben mich sehr nett in ihrer Mitte aufgenommen. Viele kannte ich schon, einige lernte ich nun intensiver kennen.

Was hat besonders beeindruckt?

Brandenburg ist doch viel größer als ich dachte. Am Jahresende war ich 16.200 km unterwegs. Ich habe höchsten Respekt vor allen, deren Wege z.B. oft nach Potsdam oder zur Landesfeuerwehrschule führen. Unser Präsident und der Landesbranddirektor sind da sicher die Fahrer mit den meisten Kilometern.

Welchen Aufgaben hast Du Dich gewidmet?

Am wichtigsten war es mir, alle Beteiligten kennenzulernen. Also auch die Vertreter der Kreisfeuerwehrverbände und der Fachausschüsse.
Durch meine Erfahrungen im Katastrophenschutz war klar, dass ich mich diesem Gebiet besonders widmen würde. Endlich haben wir auch in unserem Landesverband einen eigenständigen Fachausschuss dafür gebildet. Im Deutschen Feuerwehrverband vertrete ich nun Brandenburg zu diesem Thema.
Mit der Feuerwehrunfallkasse und dem Innenministerium haben wir die Regelung zur finanziellen Versorgung von Angehörigen bei im Einsatz getöteten Einsatzkräften geschaffen. Sie gilt einheitlich nicht nur für die Angehörigen der Feuerwehren (FF, Beamte und Angestellte der BF) sondern auch für die Hilfsorganisationen und die anderen Helfern. Das ist in Deutschland bisher einmalig und hat viele Bewunderer gefunden.
Dem Innenministerium haben wir Vorschläge zur Einführung von Aufwandsentschädigungen und Prämien zu den Treuedienstmedaillen unterbreitet und begründet. Die Gespräche im Landtag mit den verschiedensten Vertretern des Parlamentes waren dabei besonders interessant.

Welche aktuellen Themen stehen an?

Zum Einen unterbreiten wir gerade dem Innenministerium unsere Stellungnahmen zur Änderung des Brand- und Katastrophenschutzgesetzes. Das sind eine Vielzahl von Einzelpunkten und eine echte Teamarbeit aus Präsidium und Fachausschüssen.
Zum Anderen bereiten wir eine Empfehlung zu Änderungen der Dienstbekleidung und der Dienstgradabzeichen vor.

Welches der Themen ist komplizierter?

Eigentlich müsste es das Gesetz sein. Tatsächlich wird aber das Thema Dienstbekleidung und Dienstgrade gerade sehr emotional geführt. Im Zuge der Vorstellung haben wir erkannt, dass rund 15-20% unserer Kameradinnen und Kameraden keine Uniformen haben. Grund dafür ist, dass die Kommunen mit Priorität natürlich Schutzbekleidung für den Einsatz beschaffen. Das ist auch absolut richtig und findet unsere uneingeschränkte Zustimmung.

Wie wird es da nun weitergehen?

In unseren Empfehlungen möchten wir das Land hier stärker in die Pflicht zur Erstausstattung und auch später bei den regulären Ersatzbeschaffungen nehmen. Wir haben Vorschläge für eine anteilige Förderung über mehrere Jahre und die zentrale Beschaffung über den Zentraldienst der Polizei. Damit wird es für die Aufgabenträger zukünftig billiger und einfacher, weil eigene Ausschreibungen wegfallen. Natürlich sollen die bestehenden noch guten Uniformen aufgetragen und im Laufe der Zeit als Ersatzbeschaffungen ausgetauscht werden.

Was wäre noch besonders wichtig?

Da gäbe es noch Vieles. Im Prinzip all das, was in unserem Positionspapier steht und noch nicht abgearbeitet wurde. Mir persönlich ist am Wichtigsten unser größtes Potential, die Kameradinnen und Kameraden, die Menschen. Wir können noch so viel leisten an Investitionen, wenn es nicht gelingt den persönlichen Zugang zu finden. Kommunikation in allen Fassetten. Loben, Diskutieren, Streiten, Schlichten und anschließend wieder gemeinsam in den Einsatz gehen können. Das ist der Weg und das Ziel. Unser Projekt „Ohne Blaulicht“ hat dabei eine Schlüsselfunktion. Ganz wichtig ist die Begleitung von Problemen in unserer Feuerwehren. Zukünftig muss aber auch die Schaffung und Pflege der sozialen Kompetenzen noch stärker in den Fokus rücken. Bei der Juleica-Ausbildung klappt das schon gut.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Sebastian Kalabis, Referent Öffentlichkeitsarbeit