Einsatzbericht: „H:Gefahrgut – LKW verliert Öl“ wird zum Großeinsatz
"H:Gefahrgut - LKW verliert Öl" hieß es letzten Montag um 13:30 Uhr, zunächst für die hauptamtlichen Kräfte der Feuerwehr der Stadt Schwedt/Oder. Ein Einsatzbericht und ein Dank an alle Kräfte von Alexander Trenn, LFV-Fachberater.
"Ich war als Einsatzleiter aufs HLF gestiegen, um meinem Kollegen zu ermöglichen, an einem Termin zur Verbesserung der Arbeit der Jugendfeuerwehr teilzunehmen. Tja, das war wohl Vorbestimmung. Vor Ort ein recht seltenes Bild für die Altstadt von Schwedt - 2 LKW waren kollidiert. Kein Schaden an den Fahrzeugen... "nur" der Tank war aufgerissen... unten natürlich, da wo es sich am meisten lohnt. Frisch mit 1200 Litern Diesel befüllt, lief nun die umweltgefährliche und brennbare Flüssigkeit mit starkem Strahl aus und gleich in die städtische Regenentwässerung. Dass das keine Ölspur ist, lässt sich vorstellen.
Sofort wurde eine Stichworterhöhung vorgenommen und die Kameraden des 1. Zuges als Gefahrstoffeinheit des Landkreises Uckermark alarmiert. Meine Kollegen kämpften gleichzeitig darum, die Einläufe mit Ölbinder und Elefantenfüßen abzudichten. Recht schnell gab es erste Erfolge. Gute 150 Liter konnten auf der Straße gehalten werden. Dann noch ein Holzpfropfen in den Tank und die Gefahr ist etwas besser zu händeln.
Schnell trafen die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr ein und beginnen, den Tank abzupumpen und Bindemittel aufzubringen. Währenddessen klingelt sich mein Telefon heiß, viele Stellen wollen etwas wissen. Doch ein Anruf ist zu dieser Zeit am wichtigsten: unser Kollege von der Stadtentwässerung muss her, er kennt die Wege, die die gut 600 Liter Diesel nun genommen haben können. Schnell ist er vor Ort. Es stellt sich heraus, dass der Diesel am Juliusturm ankommen muss. Dort ist ein Schacht. Der Juliusturm befindet sich direkt an dem Bollwerk der Bundeswasserstraße "Ho-Fri-Wa", der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, die direkt beidseitig in die Oder fließt bzw. von dort kommt.
Das bedeutet einen weiteren Einsatzabschnitt... Hier wird Hilfe benötigt, die Kameraden der Feuerwehr Angermünde. Sie sind in die Gefahrstoffeinheit integriert und kommen nun am Juliusturm zum Einsatz. Dort riecht es bereits nach Kraftstoff. Ein langer und umfangreicher Einsatz läuft. Es ist heiß und die Temperaturen zehren an den Kräften. Hin und her geht es, bis endlich die Rohrleitungs-Leitungsverhältnisse klar sind. Inzwischen kommen neben der Bundespolizei aus Angermünde, die ich zur Absicherung um Amtshilfe habe und der Landespolizei auch die Bereitschaftspolizei zum Einsatz. Es gibt eine hohe Brandgefahr und ae Schächte sind offen... Kein Risiko eingehen. Die Berliner Straße ist vollständig gesperrt. Dss bedeutet ein riesen Verkehrschaos in der Stadt. Mal davon abgesehen: Über die vielen Leute, die den Sinn von "Absperr"band nicht verstehen, rede ich lieber nicht weiter...
Der Einsatzablaufplan wird geschmiedet und dann umgesetzt, zwei Abschnitte sind damit vollauf beschäftigt. Es kommen ein Kanal-Spülwagen und ein Saugwagen einer Umweltschutzfirma zum Einsatz. Das gesamte Rohrsystem muss mit Hochdruck gespült werden. Die Kameraden bereiten die Wasserversorgung vor und alles, was sonst noch nötig ist. Und das ist ganz schön viel. Die Angermünder bauen inzwischen eine provisorische Ölsperre und unterstützen den Saugwagen. Alle Maßnahmen werden mit den Kollegen des Umweltamtes des Landkreises Uckermark noch abgestimmt, sie sind auch vor Ort gekommen.
Dann muss auch an das "leibliche Wohl" gedacht werden. Es ist heiß und Getränke werden langsam knapp, außerdem macht sich Hunger bemerkbar. Unsere Alarm- und Einsatzzentrale organisiert Verpflegung für alle Einsatzkräfte, natürlich werden auch unsere Polizisten und Spülwagenbesatzungen, wie auch der RTW bedacht.
Dann geht es los. Die Kollegen der AVS, der Sonderabfallverbrennung im PCK, unserer Raffinerie, unterstützen ebenfalls vor Ort. Zügig ist klar, dass das abgesaugte Produkt dort verbrannt wird. Alles läuft wie am Schnürchen. Bis 21 Uhr wurde gespült und siehe da, der Diesel kam am Becken am Juliusturm an. Freude bei den Einsatzkräften, dass sie alles richtig gemacht haben. Schließlich noch eine Entscheidung: Eine Ölsperre muss noch aufgebaut werden, es soll regnen und das kräftig. Das wird wohl Öl in Richtung Kanal spülen. Also wurden noch Sperren aufgebaut. Dann kann der Einsatz endlich beendet werden.
Ich kann nicht ganz bis zum Ende bleiben, 8 1/2 h Sonne und Bewegung in der Hitze haben den Kreislauf etwas aus dem Tritt gebracht. Darum kann ich mich auch nicht mehr bei den Einsatzkräften bedanken. Um 22 Uhr können alle abrücken. Zu Ende ist der Einsatz noch nicht, Öl wird noch weiter gebunden und wir müssen mindestens noch einmal ran und etwas aufnehmen.
Hier wurde ein riesiger Umweltschaden verhindert, der Diesel wäre sonst ruck zuck in der Ho-Fri-Wa gelandet, dann wären wir jetzt noch im Einsatz. So ist alles gut abgelaufen und die Umwelt sehr gut geschützt worden. Alle haben ihr Bestes gegeben!
Mein Fazit: Solche Einsätze schafft man nur gemeinsam mit vielen engagieren Kameraden. Einsatztechnik zum Umweltschutz sollte mindestens doppelt vorhanden sein. Hitze und Sonne schaffen extreme Bedingungen, Wasser und Verpflegung sind existenziell. Auch wichtig ist ein voller Handyakku. Nicht weniger als 85 Telefonate habe ich während des Einsatzes geführt.
Ich möchte ganz herzlich allen Einsatzkräften der Feuerwehr Schwedt, der Feuerwehr Angermünde, der Landespolizei, Bundespolizei, Bereitschaftspolizei, Umweltamt, Stadtverwaltung, den beiden Umweltfirmen und allen anderen Helfern bedanken! Toll, dass auch Anwohner die Feuerwehrleute mit Getränken versorgen haben.
Super Arbeit! Daumen hoch!"
Alexander Trenn